Freitag, 24. November 2017

#4 über Abtreibungen

Ich stieß vor einiger Zeit via Facebook auf einen Beitrag einer Bloggerin, der vielen Frauen das Blut in den Adern gefrieren ließe. Sie teilte ihre Erfahrungen mit einem Schwangerschaftsabbruch. Einem gewollten.
Mir sitzt der Schock noch in den Knochen. Weil ich mich damit noch nie besonders intensiv auseinander gesetzt habe, vor allem nicht damit, welche ungehörigen Hürden eine Frau überwinden muss, die diesen Schritt machen will.


Ja, kein Schock aufgrund der Abtreibung selbst, denn ich finde, es sollte jedem selbst überlassen sein, ein Kind zu bekommen oder eben nicht. Die lauten Rufe à la Dann verhütet man aber! sind genauso daneben wie Abtreibung ist Mord! oder Du wirst schon sehen, was du davon hast!. Einfach mal damit hinterm Berg halten. Es gibt genug Gründe, weshalb eine Frau sich gegen ein Kind entscheidet. Welche legt jede für sich selbst fest. Diskussionen darüber halte ich für absolut unangemessen. Womit wir bereits beim zweiten Punkt wären:
Generell ist Abtreibung in Deutschland strafbar, zumindest dem Gesetz nach, wenn nicht bestimmte Bedingungen erfüllt sind. Eine Idee aus unserer christlich geprägten Geschichte, ein Paragraph aus längst vergangener Zeit, doch für mich ein klares Zeichen.

Zu diesen verpflichtenden Bedingungen gehört unter anderem ein Gespräch, das die Frau von der Abtreibung abhalten soll.
 Da wird dir dann also eingetrichtert, dass es besser wäre, das Kind zu behalten? Womöglich wird man dir aufzählen, welche Risiken deine Entscheidung mit sich bringt und welche Spätfolgen du davontragen könntest, beispielsweise langwierige Komplikationen, Schmerzen, Sterilität und Depressionen - allerdings nicht zu Aufklärungszwecken sondern mit dem erhobenen Zeigefinger. Hinzu kommt noch, dass zwischen diesem Gespräch und dem eigentlichen Eingriff mindestens drei Tage liegen muss. Drei Tage, in denen sich die Frau all die Worte des Beraters noch einmal durch den Kopf gehen lassen muss inklusive eventueller missbilligender Blicke oder Andeutungen. Ich hatte ja keine Ahnung! Leute, echt jetzt? Was soll der Mist? Könnte frau sich noch mehr als Geächtete fühlen?

Ist es nicht Konflikt genug, sich gegen das Austragen eines Kindes zu entscheiden? Ganz abgesehen von der Abscheu und dem Entsetzen, das einem entgegen schlägt, wenn man sich zu einem Abbruch äußert oder gar bekennt.

Nun überfällt mich heute im Radio die Nachricht über eine Ärztin, die auf ihrer Webseite Werbung mit Schwangerschaftsabbrüchen gemacht haben soll. Dafür wurde sie zu 6.000€ Geldstrafe verurteilt. Ich erfahre außerdem, dass es sich dabei lediglich um Aufklärung über dieses Thema gehandelt hat. Meine Fresse, da steht mir gleich eine pulsierende Ader auf der Stirn vor Wut.
Habt ihr, liebes Gericht, sie noch alle? Zahnärzte klären auch über ihre Leistungen auf, ebenso Schönheitschirurgen... dieselbe Sache mit zweierlei Maß, ja? Ganz toll!

Jetzt muss ich meinen Beitrag unter all die lauter werdenden Stimmen mischen, die My body, my choice! schreien. Es reicht. Das Maß sollte voll sein. Antiquierte Gesetzgebung, antiquierte Durchsetzung.

Ich bin dafür, dass jeder Mensch über seinen Körper selbst bestimmen sollte. Das fängt bei Nahrungsmitteln, Klamotten & Make Up an, läuft über Piercings, Tattoos, Verhütungsmittel und hört nicht bei einer Abtreibung auf.
Es klingt so banal, doch offenbar ist es ein großes Problem. Eines, das nicht in dem Berg all der aktuellen unmöglichen Ungereimtheiten untergehen darf.

Ladies, it´s time to fight - again - for our body. Pro oder kontra, es ist unsere Wahl. Wir bestimmen.

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