Montag, 11. September 2017

#3 Über den Tod

Ich denke über den Tod nach. Viele, die nicht psychisch krank sind, tun das selten bis gar nicht. Warum das so ist, weiß ich nicht.
Ich weiß nur, warum ich darüber nachdenke. Obwohl, eigentlich weiß ich auch das nicht genau.


Der Tod ist das Ende unseres Lebens. Er erwartet uns, ob wir es wollen oder nicht. Viele erwarten ihn deshalb erst in einigen Jahren, wenn sie alt sind. Leider kommt es manchmal anders.
Meine Tante Marion starb mit 19. Ich habe sie nie kennen gelernt, doch sie war eine junge, lebenslustige Frau, fast noch ein Kind, als sie dem Tod begegnete. Niemand hatte damit gerechnet. Darin liegt oft ein Fehler der Menschen.
Der Tod begleitet uns in jeder Sekunde unseres Lebens. Er wandelt unsichtbar neben uns her, wohin wir auch gehen. Er wartet. Weil wir ihn nicht sehen, glauben wir, vor ihm sicher zu sein, doch so ist es nicht.
Ein Freund eines Bekannten starb plötzlich, als er mit seinem Motorrad unterwegs war. Er hatte einen Herzinfarkt. Er war noch nicht alt, noch nicht so alt. Auch damit hatte niemand gerechnet.
Mein Opa starb letztes Jahr im November an Krebs. Er war 75 und offensichtlich schwer krank, doch manche sagen Noch kein Alter! oder Dass es dann doch so schnell ging.

In meinem Umfeld scheinen die Menschen nicht mit dem Tod rechnen zu wollen. Es schmerzt sie, daran zu denken, jemanden zu verlieren, der ihnen nahe steht. Daher schieben sie den Gedanken weg. Bis es soweit ist. Dann erschrecken sie und sind schwer betroffen. Dann erst, obwohl sie wissen, dass niemand von uns weder unverwundbar noch unsterblich ist.

Wenn wir uns stoßen, bekommen wir blaue Flecke. Wenn wir uns schneiden, bluten wir. Wir können krank werden, Schmerzen haben, doch wir denken trotzdem, dass uns der Tod nicht ereilen kann. Warum? Und warum lassen wir es zu, dass uns dieser unweigerliche Umstand - das unumgängliche Ende unseres, das Ende allen Lebens - mit einer schockierenden Überraschung vollkommen unvermittelt trifft?

Mein Verständnis vom Tod hat sich geändert, seit ich mich mit mir und meiner Krankheit auseinander gesetzt habe. Er ist für mich kein böses Ereignis, kein Mörder oder Dieb. Ich versuche, ihn als das zu sehen, was er nun einmal ist. Unweigerlich.
Sobald wir den ersten Atemzug auf dieser Welt tun, ist nichts sicher außer diesem einen Punkt. Wir haben alles in der Hand nur den Tod nicht. Dennoch ist er das einzige Phänomen, das wir nicht sehen wollen, selbst dann nicht, wenn er uns bereits ganz nahe kommt.

Ich möchte mir den Tod als Tür vorstellen, durch die wir gehen. Sie ist nie verschlossen, doch sie ist geschlossen. Manchmal öffnet sie sich einen Spalt und wir werden ihrer Existenz gewahr. Für einige ist dieser Spalt dann eine Erkenntnis und sie beginnen um zu denken. Doch ist diese erschütternde Erkenntnis, dem Tod noch einmal entkommen zu sein, wirklich nötig? Wir wissen im Grunde unseres Seins, was uns alle erwartet. Sollten wir uns damit nicht stets auseinander setzen? Der Schmerz wäre erträglicher, der Schock weniger groß, die Trauer nicht so überwältigend.

In anderen Ländern gehen die Menschen in meinen Augen besser mit den Thema Tod um. Sie sehen ihn als Begleiter, sie feiern ihn und sie glauben an ein Danach. An etwas hinter der Tür. Diese Vorstellung beruhigt nicht nur, sie gibt ihnen Halt, selbst in ihrer Trauer um den Verlust eines geliebten Angehörigen. Damit kann auch ich mich zufrieden geben.
Niemand von uns weiß, was uns im Tod erwartet und niemand wird davon erzählen, denn niemand kommt von dort zurück.

Ich möchte euch dazu anregen, euch über diesen einen unumstößlichen Faktor in eurem Leben und dem eurer Lieben mehr Gedanken zu machen. Dafür müsst ihr nicht erst einen Blick durch den Spalt der Tür geworfen haben.

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