Freitag, 23. November 2018

#7 über Poesie

Poesie liegt im Auge des Betrachters. Sie ist subjektiv. Eigentlich wollte ich darüber schreiben, warum ich nicht immerzu schreibe wie andere, die über Depressionen bloggen. Doch das nervt mich.

Und das hier:
Ich schreibe jemanden an, dem ich ein interessantes Projetkt zum Thema therapeutische Fotografie bei psychischen Erkrankungen vorschlagen möchte und diejenige, die sich selbst als bekennende psychisch Kranke geoutet hat (Bloggerin), interessiert sich nicht die Bohne dafür.
Lieber macht sie Werbung für fair gehandelte Schokolade.
Ist es gerade in, zu seiner psychischen Erkrankung zu stehen und das gleich für Marketingzwecke zu missbrauchen, weil man damit mehr Follower generiert oder mehr Klicks oder Likes oder was weiß ich?
Sowas ärgert mich. Damit setzt man nur die unter Druck, die wirklich ernsthaft und ehrlich psychisch krank sind und damit zu kämpfen haben.
Nach Außen hin sieht es gern mal so aus als hätte Person XY durch die ein oder andere Methode den ultimativen Ausgleich gefunden und sei nun endgültig von Depressionen befreit. Man müsse nur ein achtsames und zielstrebiges Leben für sich aufbauen, dann... ähm, nein?
So einfach ist es meist nicht einmal im besten Fall.
Es wirft ein falsches Licht, ein verhängnisvolles Licht auf psychisch Kranke, wenn Menschen sich als solche bezeichnen, die nie erkrankt waren. Einige versuchen alles und erreichen doch nie einen gesunden Punkt.
Außenstehende können den Eindruck gewinnen, eine psychische Erkrankung sei etwas, mit dem sich gut und bequem leben ließe, würde der Betreffende nur öfter ein Buch lesen oder ein Mandala ausmalen. Gern wird auch Yoga als DIE Methode für inneren Frieden angepriesen. Sorry Leute, doch das schafft keine Aufmerksamkeit und beseitigt nicht im Geringsten die Stigmatisierung. Es wirkt nicht dem Bruch mit dem Tabu entgegen, es verschleiert nur den Schmerz und das Leid, das eine Depression, eine bipolare Störung und jede andere derartige Erkrankung mit sich bringen kann.

Mehr Verständnis und Verständigung würde ein Austausch bringen mit echten Betroffenen. Aber darauf hat ja keiner Bock. Da könnte man ja was über Emotionen hören, die man nicht so gern hat und darüber, warum es bisher kaum Kommunikation zwischen Normalen und Verrückten gibt.

Anbei etwas Poesie.



Es ist, was es ist

Die Sonne reibt sich die Hände am Asphalt
onyx-schwarz und beißend
Alles fühlt sich nach Wüste an.
Sand, Staub, Steine, selbst ich.
Brennende Leere und du?
Ein Herzschlag, wie ein Schmiedehammer
auf karmesinroter Glut,
Funkenflug

Schon seit Tagen wütet ein Brand
Flammen züngeln und lecken am trockenen Gras
Wie Höllenfeuer, sich schnell ausbreitend
und niemand sieht hin

Besorgte Augen starren zum Nachthimmel auf
die Sterne sehen jetzt anders aus,
ohne dich, irgendwie
der Blick stürzt lautlos zu Boden
verharrt, gedankenverloren
ein blasses Gesicht, das nur der Mond erblicken kann

Eine Hand, flehend ausgestreckt, fast ausgerenkt
wird weggeschlagen
weil es ist, was es ist
das Leben nehmen, wie es kommt
den Menschen nehmen, wie er ist
doch es reicht nicht
es wird nie reichen, nie genug sein
Pessimist

Und aus Leidenschaft wird nun mal keine
auch wenn du denkst, dass es anders war…
Und das Lodern verschwimmt in einem Meer aus Spiegelscherben…
Fata Morgana


Sich etwas einbilden, was nicht da ist. Sich an etwas klammern, was einem keinen Halt gibt. Wenn alles um dich herum einstürzt, du deine Realität nicht mehr verstehst... wer versteht dann dich?

Montag, 24. September 2018

#6 über alte Freundschaften

In meinem Leben hatte ich wenige Freunde, wenn ich so zurück schaue. Ich hatte immer Mühe damit. Früher wusste ich nicht, woran es liegt, dass ich schwer Freundschaften schließe, gern gehänselt oder gemieden werde und mich regelrecht abrackern muss um Anschluss zu finden.
Ich schätze, ich war schon immer anders, doch als Kind ist anders sein nicht so vorteilhaft, weil Kinder grausam und gemein sind.


Donnerstag, 5. April 2018

#1

Was soll ich sagen, es ist ein erster Versuch. Einer für mich und für euch. Einer, der etwas verändern soll. Zwischen uns und euch.
Was soll das bedeuten?
Wir, das sind die verrückten Menschen auf dieser Welt. Die, denen man es nicht ansieht, doch die krank sind. Psychisch krank.
Bedeuten kann das im Grunde alles mögliche, denn Diagnosen gibt es unzählige. Ich weiß das, denn ich studiere im vierten (bald fünften) Semester mehr oder weniger er erfolgreich Psychologie. Und ich bin eine dieser Verrückten. Ich bin krank.

Die Diagnosen lauten Depression und Anpassungsstörung. Laut ICD-10 F32.2, inzwischen F33.2 und F43.2. Diagnostiziert von diversen Psychotherapeuten. So sieht das aus.
Die Symptome könnt ihr gern googeln, doch für mich heißt das inzwischen nicht mehr viel.

Was ich weiß, ist, dass Symptome und Diagnosen für Ärzte sind. Für Betroffene bedeuten sie ein Leben weit weg von ernsthaftem Verstehen. Zumindest erlebe ich es so.
Ich stelle immer wieder fest, dass Menschen, die nicht von einer psychischen Erkrankung betroffen sind, schwer begreifen können, was diese für mich bedeutet. Was es heißt, unter Depressionen zu leiden. Wie ich mich fühle, was ich dabei empfinde, wie ich das ertrage und was ich dabei nicht ertragen kann.

Das Internet ist voll von unendlich vielen Beschreibungen und Erklärungen zum Thema psychische Erkrankungen, doch nichts von alldem sagt den Nichtverrückten, was in einem Verrückten wirklich vorgeht. Und ja, ich darf das so sagen, ich hab´nen Darfschein.

Was soll also dieser Zirkus hier genau?
Ich möchte an dem eben geschriebenen Satz etwas ändern. An meinem Darfschein nicht, doch an der Art, wie Gesunde die psychisch kranken Menschen sehen und verstehen. Dafür brauche ich nicht nur eure Hilfe, denn ich bin eben nur eine und es gibt hunderttausende Betroffene, sondern auch ein Zeichen. Nämlich dieses hier:


Es gibt eine Schleife wie ihr sie zum Beispiel als pink ribbon zum Thema Brustkrebs oder red ribbon zum Thema HIV/Aids kennt. Ich möchte euch hiermit die SilveRibbon - die Silberne Schleife vorstellen. Unsere Schleife. Sie soll alle von psychischen Erkrankungen Betroffene vereinen und als Symbol dafür dienen, dass wir selbst mit Darfschein zum Verrücktsein für mehr Verständnis unserer Erkrankungen kämpfen können und wollen. Wir wollen verstanden, gesehen, respektiert und toleriert und nicht abgestempelt oder belächelt werden. Noch ist psychisch krank ein Stigma. Das muss sich ändern.

Mit mir ist es nicht immer einfach, das weiß ich. Meine Krankheit macht es nicht besser, doch sie lässt mich mich selbst mit anderen Augen sehen. Sie erklärt mir, warum ich manchmal einfach bin wie ich bin. Leider erklärt sie das meinem Umfeld in meinen Augen nicht in ausreichendem Maße. Genau das möchte ich hiermit ändern. Und ich hoffe, ihr helft mir dabei. Dies ist also gleichzeitig ein Aufruf an euch da draußen. An euch Verrückte. Ich will eure Geschichten. Erzählt mir von eurem Leben. Wie erlebt ihr eure Krankheit? Wie euren Alltag? Was könnt ihr nicht mehr hören & was nicht oft genug, was wünscht ihr euch von euren Freunden & eurer Familie?

Gebt der Silbernen Schleife eine Chance, auf dass Wir eine Chance haben, unser Stigma in Normalität zu wandeln. Wir müssen damit leben und andere mit uns. Machen wir es leichter - für uns und euch. Teilt diese Seite überall hin. Schreibt mir Kommentare und Mails. Erhaltet eure eigene Silberne Schleife für eure Story.

Ich finde kein passendes Ende für diesen Text. Ist eben so.
Verrückt bedeutet für mich übrigens verschoben. Verschoben von dem, was in der Gesellschaft als normal angesehen wird. Tadaa. Dann bin ich gern verrückt.

Es grüßt euch von Herzen
EUre kaLI

Dienstag, 3. April 2018

#5 ein Hafen für mich



Nur mal ein kurzes Update rein geschmissen. So bin ich. Leider hab ich keine Ausdauer - das kann ich nicht auf die Depression schieben.
Mal bin ich total energiegeladen und kann alles auf einmal, manchmal will ich mich vor aller Welt zurück ziehen. Das kann ich schon auf sie schieben.

Freitag, 24. November 2017

#4 über Abtreibungen

Ich stieß vor einiger Zeit via Facebook auf einen Beitrag einer Bloggerin, der vielen Frauen das Blut in den Adern gefrieren ließe. Sie teilte ihre Erfahrungen mit einem Schwangerschaftsabbruch. Einem gewollten.
Mir sitzt der Schock noch in den Knochen. Weil ich mich damit noch nie besonders intensiv auseinander gesetzt habe, vor allem nicht damit, welche ungehörigen Hürden eine Frau überwinden muss, die diesen Schritt machen will.